Ausländische Onlinehändler im Aufwind 13.06.2018, 15:18 Uhr

Zalando und Co. erhöhen den Druck auf den Schweizer Detailhandel

In den vergangenen drei Jahren haben sich die Ausgaben von Schweizer Kunden bei ausländischen Onlinehändlern verdreifacht, wie der «E-Commerce Report 2018» zeigt. Das erhöht den Druck auf den Schweizer Detailhandel.
Das Zalando-Logistikzentrum in Erfurt
(Quelle: Zalando)
Während der Schweizer Detailhandel seit Jahren im Krebsgang ist, erobern ausländische Onlineanbieter ein immer grösseres Stück davon. Dies verstärkt den Druck auf die traditionellen Läden, die im Internethandel auf keinen grünen Zweig kommen. In den vergangenen fünf Jahren hätten sich die Ausgaben von Schweizer Kunden bei ausländischen Onlineanbietern verdreifacht, sagte Professor Ralf Wölfle von der Fachhochschule Nordwestschweiz, der den «E-Commerce Report 2018» verfasst hat, am Dienstag an Rande einer Präsentation im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Dagegen seien die Umsätze der einheimischen Versand- und Onlinehändler lediglich um die Hälfte gestiegen.
Insgesamt haben Schweizer im vergangenen Jahr Onlinebestellungen im Volumen von 8,85 Milliarden Franken getätigt, wie aus Schätzungen des Verbandes des Schweizerischen Versandhandels (VSV) und des Marktforschungsinstituts GfK Switzerland hervorgeht. Das sind 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Demgegenüber ist der gesamte Schweizer Detailhandel im vergangenen Jahr erneut geschrumpft und dürfte nach GfK-Schätzungen noch knapp 92 Milliarden Franken ausmachen. Damit halte der Rückwärtsgang seit 2010 an, heisst es im E-Commerce-Report 2018.

Ein Viertel für die Konkurrenz aus dem Ausland

Von diesen 8,85 Milliarden Franken, welche Schweizer Kunden für Waren im Internet ausgeben, entfielen mittlerweile 21 Prozent auf ausländische Anbieter. «Die Entwicklung zeigt, dass ausländische Anbieter stark überproportional am E-Commerce-Boom in der Schweiz profitieren und substantiell Marktanteile gewinnen.» Die Einkäufe bei Internethändlern aus anderen Ländern hätten um gut 19 Prozent auf 1,85 Milliarden Franken zugenommen.
Dies dürfte auch im laufenden Jahr so weitergehen: Der E-Commerce werde voraussichtlich wieder 8 bis 10 Prozent wachsen bei einem stagnierendem Gesamt-Detailhandel. Und es profitieren nicht alle: Während die Nummer Eins im hiesigen Onlinehandel, Digitec Galaxus, weiter kräftig wächst, haben Coop und die Swisscom bei ihrer Handelsplattform Siroop den Stecker gezogen. Das Fatale sei, dass die ausländischen Anbieter in diesem Jahr bereits bis zu einem Viertel des Onlinemarktes abdecken würden nach einem Fünftel im vergangenen Jahr, sagte Wölfle: «Das ist schlecht für den Schweizer Handel, weil er an Kaufkraft verliert.»



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