27.10.2017, 07:00 Uhr

«Smart City muss in der Verwaltung verankert sein»

Christoph Zech, Digital Officer sowie Leiter Projects & Digital Transformation, über die Smart-City-Strategie der Stadt Winterthur.
Christoph Zech, Digital Officer, Leiter Projects & Digital Transformation, Stadt Winterthur
Wie smart ist Ihre Stadt und weshalb?
Die Stadt Winterthur hat schon früh das Potenzial von Smart-City-Konzepten erkannt. Bereits 2013 wurden zusammen mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaft (ZHAW) und dem Verein «Energie bewegt Winterthur» (ebw) erste Projekte im Bereich Energie lanciert. Inzwischen ist Smart City in Winterthur ein interdisziplinäres Thema. In verschiedenen Handlungsfeldern wie Mobilität, Administration und Verwaltung, Stadtplanung, Gebäude und Wohnen, Bildung, Abfall und Wasser, Sicherheit und ICT-Infrastruktur werden smarte Lösungen umgesetzt und Möglichkeiten geprüft.
Wie sieht die Strategie der Stadt Winterthur im Bereich Smart City aus?
Wir erarbeiten eine gesamtstädtische Smart-City-Strategie. Für die Stadt Winterthur steht der Begriff Smart City für eine innovative, fortschrittliche und vernetzte Stadt, die Menschen und die Umwelt in den Mittelpunkt stellt. Die Digitalisierung, der effiziente Ressourceneinsatz sowie die Vernetzung unterschiedlicher Anspruchsgruppen in einem Smart-City-Ökosystem sind wichtige Bausteine. Die Stadt selber muss in der Gestaltung der «Smart City Winterthur» eine zentrale Rolle einnehmen und eine Plattform bieten, um innovative Lösungen umsetzen zu können.
Welche Rolle spielen Sie als IT-Verantwortlicher bei den Smart-City-Projekten Ihrer Stadt?
Die Digitalisierung, Vernetzung und die damit verbundenen Investitionen in ICT-Infrastrukturen sind die Basis für Smart-City-Vorhaben. Der IT-Verantwortliche der Stadt Winterthur spielt bei der Digitalisierungs- und Smart-City-Strategie sowie deren Umsetzung eine wichtige Rolle und berät zusammen mit seinem Digital Officer den Stadtrat und die Ämter der Stadt. Deshalb ist die IT nicht nur ein zentraler Enabler, sondern auch Mitantreiber bei der Realisierung der «Smart City Winterthur».   Wie verknüpfen Sie die verschiedenen Zuständigkeiten aus den Bereichen Stadtwerke, Verkehr, IT, Finanzen etc.? Für die Erarbeitung der Smart-City-Strategie wurde ein Innovationsteam mit Vertretern aller Departemente gebildet. Der Steuerungsausschuss besteht aus vier Stadträten und dem CIO. In einzelnen Projekten werden die entsprechenden internen und externen Stakeholder zusammengebracht.
Smart-City-Projekte erfordern Geld und personelle Ressourcen. Wie gehen Sie mit diesen Herausforderungen um?
Dies ist ein zentrales Thema. Die Frage lautet, wie viel Smart City will und kann sich eine Stadt leisten? Momentan werden in Winterthur sämtliche Aktivitäten aus den Budgets der einzelnen Departemente und Bereiche bezahlt. Um in Zukunft Smart City wirkungsvoll vorantreiben zu können, wird es speziell dafür zuständige personelle Ressourcen brauchen. Zudem dürfte es nötig sein, ein zentrales Budget bereitzustellen, um Anschubfinanzierungen für weitere Smart-City-Projekte zu ermöglichen.
Experten raten Städten, die Funktion des Smart-City-CIOs zu schaffen. Inwieweit braucht es einen Smart-City-CIO?
Diese Frage ist vergleichbar mit jener, ob es einen Chief Digital Officer in den Unternehmen braucht. In Winterthur wurde innerhalb der IT die Funktion des Digital Officers geschaffen. Dieser hat die Aufgabe, zusammen mit dem CIO Digitalisierung und Smart City voranzutreiben. Beispielsweise sollen Möglichkeiten im Bereich disruptiver Technologien, wie Internet of Things (IoT), Blockchain, Big Data und Analytics, Cloud Computing, Artificial Intelligence (AI), Augmented Reality (AR) etc. aufgezeigt werden. Zusammen mit den Fachbereichen können daraus «smarte» Anwendungen entstehen. Dies allein genügt allerdings nicht, um die Stadt Winterthur als Smart City weiterzubringen. Das Thema muss in der Verwaltung breit abgestützt und verankert sein. Ganz zentral dabei ist, dass neben der Verwaltung auch Anspruchsgruppen aus Wirtschaft und Bildung miteinbezogen werden.
Wie wird sich die Rolle des CIOs einer Stadt in den nächsten Jahren weiterentwickeln?
Der CIO wird sich zusammen mit dem Digital Officer noch mehr als heute zum strategischen Partner für die Fachbereiche in den Themen Digitalisierung und Smart City entwickeln. Die digitale Transformation hat tiefgreifende Veränderung in der Interaktion mit Bürgerinnen und Bürger sowie auf die Verwaltungsprozesse. Die Entwicklungszyklen der Technologien werden laufend kürzer und die Komplexität steigt. Agilität wird zunehmend wichtiger. Um diese Herausforderungen in Zukunft bewältigen zu können, braucht es eine schlagkräftige IT-Organisation, geeignete Rahmenbedingungen sowie ein verlässliches Partnernetzwerk.



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