11.11.2008, 15:45 Uhr

IT aus der Steckdose

Software als Dienstleistung: Wird SaaS das gute alte Keller-Rechenzentrum verdrängen oder nur für spezielle Bereiche genutzt? Ein Blick auf das derzeitige Angebot.
Software as a Service (SaaS) ist einer der wichtigsten IT-Trends der letzten Zeit. Dennoch wird es den meisten IT-Entscheidern flau im Magen, wenn sie erwägen, ihre vertrauenswürdigen Firmendaten bei einem Dienstleister - womöglich im fernen Ausland - zu hosten. SaaS setzt aber genau dort an: Einzelne Software-Lösungen oder gar die komplette IT-Infrastruktur werden nicht mehr gekauft und im eigenen Rechenzentrum betrieben, sondern bei einem SaaS-Anbieter gemietet. Neben der speziell entwickelten Webapplikation, die er zur Verfügung stellt, ist der Provider dann auch für die Wartung, Administration, Datensicherung und -sicherheit verantwortlich.

Vielfältiges Angebot

Im Internet tummelt sich bereits heute eine Unmenge an SaaS-Angeboten. Tag für Tag veröffentlichen Start-ups, aber auch klassische Software-Anbieter wie SAP, Microsoft oder Oracle Mietlösungen im Netz. Diese Marktübersicht gibt nur einen exemplarischen Einblick in das breite Spektrum. Das Angebot erstreckt sich dabei von auf ganz bestimmte Bereiche fokussierten Providern, etwa für die Personalverwaltung (HRworks), Projektmanagement (Projectplace) oder CRM (Salesforce) bis zu Allroundern wie Amazon oder Google.

Vorteile: flexibel und ortsunabhängig

SaaS zeichnet sich vor allem durch Flexibilität, Verfügbarkeit und Kostentransparenz aus. Die Daten werden zentral beim SaaS-Anbieter oder bei seinem Hosting-Partner gehalten und sind unabhängig von Ort und Zeit verfügbar.
Schluss ist auch mit Kompatibilitätsproblemen zwischen unterschiedlichen Betriebssystemen und deren Versionsständen, Druckertreibern sowie lokal installierten Programmen: Die Systemanforderungen orientieren sich in den meisten Fällen an der Grundausstattung heutiger Computersysteme und sind betriebssystemunabhängig. Neben einer verlässlichen Internetverbindung wird für die Software-Nutzung in der Regel lediglich ein aktueller Browser als Frontend vorausgesetzt. Manche Anbieter erlauben sogar den Zugriff per Mobiltelefon auf den Webservice. Dank dieser Standortunabhängigkeit kann die Mobilität der Mitarbeiter drastisch erhöht werden.

Problemlos skalierbar

Flexibel sind die SaaS-Angebote auch hinsichtlich ihrer Skalierbarkeit: Je nach Geschäftsanforderung lassen sich die einzelnen Lösungen uneingeschränkt erweitern und bei Bedarf auch verkleinern. So können zum Beispiel bei saisonbedingten Arbeitsengpässen Lizenzen für eine begrenzte Zeit dazugemietet werden. Dieses Grundprinzip von SaaS ermöglicht es, den Service stets optimal an die Anforderungen und wechselnden Lasten des Kunden anzupassen. Gemietet und bezahlt wird nur, was auch im Einsatz ist.

Senkung der IT-Betriebskosten

Mit SaaS bezahlt man grundsätzlich nur die Leistungen, die für die Betriebsabläufe und Mitarbeiterzahl benötigt werden. Zwar verlangen einige Anbieter neben den Lizenzgebühren noch monatliche Basisgebühren oder eine anfängliche Einrichtungsgebühr. Diese stehen jedoch in keinem Verhältnis zu etwaigen Anschaffungskosten neuer Server Hardware und Netzwerkeinbindungen im eigenen Serverraum. Daneben entfällt auch das Risiko der Überlizenzierung, da die Business-Applikationen nur gemietet werden.
Um den unterschiedlichen Kundenanforderungen gerecht zu werden, bieten die SaaS-Provider verschiedene Versionen und Lizenzmodelle an. Die Auswahl der richtigen Edition hängt von der Anzahl Mitarbeiter und gewünschten SaaS-Komponenten ab. Dabei variieren zumeist auch die Support-Leistungen. In der Regel steht aber auch eine Upgrade-Funktion der Service-Leistungen gegen Aufpreis zur Verfügung.

Nachteil: abhängig vom Provider

Von den Reizen der Web-Industrialisierung sollte man sich dennoch nicht die Sicht vernebeln lassen. Die zentrale Datenhaltung und das Auslagern von firmenbezogenen Daten ist sicherlich der grösste Vorteil aber auch zugleich das grösste Risiko. Folgenschwer ist deshalb die Auswahl des Providers bezüglich möglicher Sicherheitslücken und Hacking des Webdienstes. Als Kunde ist man davon abhängig, dass der Provider seinen Job richtig macht.

Wenig Customizing-Möglichkeiten

Da die Standardabläufe des jeweiligen SaaS-Services immer nach dem sogenannten One-to-many-Prinzip funktioniert, bleiben ausserdem die Extrawünsche auf der Strecke. Grundsätzlich muss die bereitgestellte Online-Lösung für alle Benutzer passen und genutzt werden können. Sobald Unternehmen spezielle Anforderungen an ihre Software stellen, ist es schwer, unter den SaaS-Angeboten fündig zu werden.
Ob die Webanwendungen mit den Funktionen eines lokal installierten Programms mithalten können, findet man am besten heraus, wenn man sich anmeldet und die Applikation austestet. Dafür bieten die meisten Anbieter eine kostenlose Testversion für eine begrenzte Zeitspanne an oder sie präsentieren die Lösung gratis vor Ort bzw. im Internet.

Zeichen stehen auf Wachstum

Unsere aktuelle Computerworld-Umfrage (siehe unten) zum Thema SaaS hat klar gezeigt, dass IT aus der Steckdose beim Grossteil unserer Leserschaft momentan noch keine Praxisbedeutung hat. Erst 8 Prozent nutzen SaaS in ihrem Unternehmen. Dieses Ergebnis ist aber auch damit zu erklären, dass sich die meisten Webdienste an junge Unternehmen und KMUs ohne historisch gewachsene Besonderheiten richten. Unter dem Gesichtspunkt einer sinkenden Investitionsbereitschaft könnte sich das aber schlagartig ändern.
Umfrage
Manuela Amrein



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