Noch mehr Verspätung 15.07.2020, 17:07 Uhr

Elektronisches Patientendossier kommt frühestens 2021

Erst hiess es Frühling 2020, dann Herbst. Jetzt wurde die Einführung des elektronischen Patientendossiers erneut verschoben, weil es bei der Zertifizierung der Informatiklösungen klemmt. 
(Quelle: National Cancer Institute / Unsplash)
Der geplante Einführungstermin für das elektronischen Patientendossier (EPD) ist bereits vom Frühling 2020 auf den Herbst verschoben worden. Nun ist klar: Die neuen Patientendossiers werden erst nächstes Jahr kommen – frühestens. Dabei zeigte sich das Bundesamt für Gesundheit (BAG) im Februar zuversichtlich, dass «im Sommer 2020» erste Anbieter die Zertifizierung abgeschlossen haben und ihre Lösungen für EPD einführen können. Weitere Anbieter sollten bis im Herbst folgen, hiess es damals. 
Wie Tamedia-Zeitungen am Mittwoch berichteten, soll es nun laut dem BAG aber erst im Frühjahr 2021 so weit sein. Grund dafür sei, dass es bei der Zertifizierung der Informatiklösungen hapere. Trotzdem verschicke einer der künftigen EPD-Anbieter, die Axsana AG, bereits Rechnungen an Spitäler. Bei der Axsana handelt es sich um ein nicht gewinnorientiertes Unternehmen im Besitz von zwölf Deutschschweizer Kantonen und verschiedenen Verbänden aus dem Gesundheitswesen. Das ursprünglich vom Kanton Zürich gegründete Unternehmen will künftig eine Plattform für EPD betreiben. 

Rechnungsbeträge wurden halbiert

Axsana-Geschäftsführer Samuel Eglin bestätigte am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, dass bereits Rechnungen verschickt wurden, obwohl die Plattform noch nicht in Betrieb sei. Bis und mit 2018 habe man nichts verrechnet, für 2019 seien 10 Prozent einer ordentlichen Jahresgebühr in Rechnung gestellt worden. Für 2020 sei ursprünglich vorgesehen gewesen, 80 Prozent der kostendeckenden Jahresgebühr zu verrechnen. 
Aufgrund der Verzögerung bei der Einführung habe der Verwaltungsrat aber am 9. Juli entschieden, die Rechnungsbeträge zu halbieren. Dies habe man den der Stammgemeinschaft XAD angeschlossenen Spitälern am Montag so kommuniziert. Die Axsana erbringe erhebliche Vorleistungen, wie etwa den Aufbau einer betriebsbereiten Organisation oder den Betrieb einer Testumgebung für die EPD-Plattform. Die Kosten dafür seien grösstenteils, aber eben nicht vollständig, durch Finanzhilfen des Bundes und der Kantone gedeckt. 

Fortlaufende Regulierung als Problem 

Zur Frage nach einem möglichen Zeitpunkt für die Einführung der EPD äussert sich Eglin zurückhaltend: «Der Einführungszeitpunkt kann von keiner einzigen Stammgemeinschaft benannt werden. Grund dafür ist die Unwägbarkeit der Zertifizierungsverfahren sowie der anschliessenden Akkreditierungsverfahren für die Zertifizierungsstellen», teilte er mit. Keine der schweizweit neun Stammgemeinschaften sei bereits zertifiziert. Den Grund für die Verzögerungen sieht Eglin in der schrittweisen Regulierung durch den Bund, die parallel zu den Aufbauarbeiten erfolgt sei und dem sich ausweitenden Zertifizierungsverfahren. 
Mit dem EPD sollen künftig alle relevanten medizinischen Daten, die für die Behandlung eines Menschen wichtig sind, abgelegt und unabhängig von Ort und Zeit von berechtigten Gesundheitsfachpersonen eingesehen werden können. Das EPD soll Sicherheit, Qualität und Effizienz von medizinischen Behandlungen verbessern und ist Teil der Gesundheitsstrategie 2020.



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