Datentransfer zwischen EU und USA 04.08.2020, 16:40 Uhr

Urteil zu Datenschutzabkommen belastet Firmen

Was für Aktivisten ein Erfolg ist, bedeutet für viele Unternehmen auch grosse Unsicherheit. In Deutschland fordern nach dem Aus des «Privacy Shield» etwa Industriefirmen dringend Rechtssicherheit im globalen Datenverkehr.
(Quelle: Fotolia.com/meshmerize)
Welche Auswirkungen das Ende des Datenschutzabkommens «Privacy Shield» zwischen der EU und den USA auf die Schweiz haben wird, ist derzeit noch nicht absehbar. Der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte äusserte sich dazu noch nicht offiziell.
Im europäischen Ausland macht sich aufgrund des Urteils des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) derweil Unsicherheit breit – beispielsweise bei deutschen Industriefirmen. «Das Urteil hat erhebliche Auswirkungen für den Datenaustausch von Firmen mit den USA», sagte Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, der Deutschen Presse-Agentur. «Ich bedauere das Urteil des Europäischen Gerichtshofs. Es ging bei der zu klärenden Frage eigentlich um den Umgang von privaten Konsumenten mit Plattformen.»
Die EU-Kommission müsse schnellstmöglich das rechtliche Vakuum durch eine praktikable Regelung auffüllen, so Kempf. «Europäische Unternehmen brauchen dringend Rechtssicherheit im globalen Daten- und Wirtschaftsverkehr. Bis eine solche Regelung für den künftigen Datenaustausch gefunden ist, braucht es ein Moratorium seitens der Datenschutzaufsichtsbehörden.»

Dem Mittelstand fehlt meistens die Verhandlungsmacht

Der EuGH hatte eine der wichtigen Rechtsgrundlagen für den Transfer personenbezogener Daten europäischer Bürger in die USA für nichtig erklärt (Computerworld berichtete). Das Datenschutzniveau in den USA sei nach den europäischen Normen nicht ausreichend, so das Gericht. Die EU-Kommission betonte, dass der Datenfluss zwischen Europa und den USA nach dem EuGH-Urteil nicht grundsätzlich unmöglich sei – denn es gibt noch die sogenannten Standardvertragsklauseln für den Datentransfer zwischen EU-Ländern und Drittstaaten.
Kempf sagte, die Unternehmen müssten nun prüfen, ob etwa ihre Cloud-Dienstleister personenbezogene Daten in Drittländern verarbeiteten und auf welcher Basis das geschehe. Dem Mittelstand fehle meistens die Verhandlungsmacht gegenüber den oft US-amerikanischen Partnern. «Es entsteht eine weitere unnötige Hürde für innovative Datenkonzepte.»

Projekt Gaia-X

Ein wichtiger Schritt hin zur Stärkung der digitalen Souveränität Europas sei das geplante Projekt Gaia-X, sagte Kempf. «Am Ende muss eine gesamteuropäische Lösung stehen, mit der alle Unternehmen, die in Europa Geschäfte machen, arbeiten können. Ich bin zuversichtlich, dass uns das auch gelingt.»
Deutschland und Frankreich treiben seit einiger Zeit das europäische Cloud- und Dateninfrastrukturprojekt Gaia-X voran. Dabei geht es darum, in Europa nicht alternativlos auf die grossen IT-Konzerne aus den USA und China angewiesen zu sein.



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