Die Hyperscaler in der Schweiz

Schweiz bevorzugt

Die zweistelligen Zuwachsraten erwartet der Marktforscher MSM auch für die Schweiz. Während die Ausgaben für den Eigenbetrieb von Informatik im laufenden Jahr um 8 Prozent zurückgefahren werden sollen, planen hiesige Firmen mit 14 Prozent Mehrausgaben für Managed Services und Cloud. Ein Grund für die Verschiebung der Investitionen sind die steigenden Sicherheitsanforderungen. Die IT-Verantwortlichen sind zu der Überzeugung gelangt, dass die Dienstleister mit den neuen Bedrohungen besser und kostengünstiger fertig werden als sie selbst. Dabei sind sich die Entscheider laut MSM bewusst, dass die zukünftigen hybriden Infrastrukturen schwieriger zu managen sein ­werden als die heutige hauseigene Informatik.
Als eine weitere Herausforderung identifiziert MSM die Datenlagerung ausserhalb der Landesgrenzen. Die Mehrzahl der grossen Cloud-Anbieter sind US-amerikanische Unternehmen mit Rechenzentren im EU-Raum oder gar in Übersee. Fast 60 Prozent der befragten Schweizer Anwenderfirmen nannten als zwingende Bedingung für den Wechsel in die Cloud, dass der Provider seine Infrastruktur innerhalb der Schweiz betreibt – aus gesetzlichen oder regulatorischen Gründen. Für jeden Zweiten ist die räumliche Nähe zum Anbieter entscheidend. Hier spielen laut dem Marktforscher technische Gründe eine Rolle, etwa die Latenzzeit. Kurze Eskalationswege sind für ein Drittel der Firmen der Grund, einen einheimischen Provider zu wählen. Nur kaum jeder siebte Befragte gab an, dass Swissness für ihn keine Rolle spielt.
Fast alle globalen Cloud-Anbieter hören auf ihre Schweizer Kunden. Sie zügeln gleich ihre kompletten Server-
Farmen in die Schweiz oder offerieren zumindest sichere lokale Zugangspunkte zu ihren (europäischen) Cloud-Ressourcen. Computerworld hat bei den sechs grössten Providern von Cloud Infrastructure as a Service – gemäss Gartners «Magic Quadrant» – nachgefragt.
Leitfaden
Bankiervereinigung und die Cloud
Die Schweizer Banken beschäftigen sich seit Jahren eingehend mit dem Cloud Computing. Heute zögern noch viele Finanzinstitute mit dem Auslagern der sensiblen Kundendaten in die Cloud. Nun hat die Schweizerische Bankier­vereinigung (SBVg) gemeinsam mit den Mitgliedsinstituten, Wirtschaftsprüfungs­gesellschaften und Anbietern einen Leitfaden zum Cloud Computing im Ban­king veröffentlicht. «Mit Cloud-Dienstleistungen muss die Bank weniger eigene und teure Infrastrukturen aufrechterhalten. Gleichzeitig profitiert sie von der Geschwindigkeit der Hochleistungsrechner, die Cloud-Anbieter zur Verfügung stellen. Insbesondere kleinere Bankinstitute profitieren von diesen Lösungen. Damit leistet die Cloud einen wichtigen Beitrag, um die Diversität des Banken­platzes Schweiz auch in Zukunft zu gewährleisten», sagt August Benz, stellver­tretender CEO der SBVg.
Der Leitfaden soll den IT- und Business-Verantwortlichen Hinweise dafür liefern, wie sie für ihre Unternehmen den Weg in die Cloud ebnen können. Die (rechtlich unverbindlichen) Empfehlungen der SBVg fokussieren auf vier Bereiche, die für die Migration in die Cloud von zentraler Bedeutung sind:
  • Steuerung (Governance): Auswahl des Cloud-Anbieters und seiner Lieferanten sowie die Mitbestimmungsrechte beim Wechsel der Lieferanten
  • Datenbearbeitung: Umgang mit Daten und speziell mit der Auslegung des Bankkundengeheimnisses
  • Behörden und Verfahren: Zusammenarbeit der Finanzinstitute und der Cloud-Anbieter im Bereich behördlicher und gerichtlicher Massnahmen, auch dem US-amerikanischen «Cloud Act» (Clarifying Lawful Overseas Use of Data)
  • Audit: Prüfung der Cloud-Dienstleistungen und der eingesetzten Cloud-Infrastruktur durch den Kunden



Das könnte Sie auch interessieren