Im Auge des digitalen Sturms

Christoph Kleinsorg, Group CIO, Swissport International: «IT ist heute essenzieller Bestandteil in praktisch jedem Projekt»

Computerworld: Die Swiss IT Conference informiert seit einer Dekade über IT-Trends. Wie hat sich die Unternehmens-IT in dieser Zeit aus Ihrer Sicht verändert?
Christoph Kleinsorg, Group CIO, Swissport International
Quelle:
Swissport International
Christoph Kleinsorg: Vor zehn Jahren hätte niemand einen solchen Wandel der Unternehmens-IT vermutet. Das IT-Outsourcing ist in der heutigen Zeit Commodity und wird zum grossen Teil über den Preis entschieden. Themen wie Cloud Computing und «Software as a Service» (SaaS) sind zum Standard geworden. Jedoch sind Themen wie Cybersecurity deutlich unterschätzt worden, die uns inzwischen im stetigen Wandel als Bedrohung begleitet. Die IT ist heute in den meisten Unternehmen ein zentraler Bestandteil, der über den wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg des Unternehmens entscheiden kann. Die Messung der IT-Kosten als Teil der Gesamtkosten eines Unternehmens ist in der heutigen Zeit ein falsches Messkriterium, solange IT nachhaltig die Produktiviät steigert und zur besseren Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens beiträgt.
CW: Die Teilnehmer der aktuellen Swiss-IT-Studie erwarten, dass sich die IT-Abteilung zu einer projektbezogenen IT-Organisation wandelt. Was halten Sie davon? Wie bewerten Sie diese Entwicklung?
Kleinsorg: Fast kein Projekt respektive das Ergebnis des Projekts kann auf IT verzichten. IT ist heute essenzieller Bestandteil in fast jedem Projekt und daher ist eine organisatorische Ausrichtung als positiv zu bewerten. In der Komplexität der heutigen Geschäftsmodelle ist es umso wichtiger, als IT in der «Projektinitialisierung» bereits mit am Tisch zu sitzen, um die genauen Bedürfnisse zu verstehen und in einen Lösungsansatz zu transferieren.
CW: Wird es die Funktion des CIOs in 10 Jahren noch geben?
Kleinsorg: Ja, aber in veränderter Form. Die Funktion des CIOs ist bereits in den letzten Jahren heterogener aufgestellt worden. Es gibt heute die Funktion des CDOs (Chief Digital Officer) oder CSOs (Chief Security Officer), die nicht unbedingt mehr an den CIO berichten. Diese Form der Spezialisierung, die  man auch in vielen anderen Berufen sieht, wird sich auch in der IT weiterentwickeln. Ich bin davon überzeugt, dass es die Funktion des CIOs, als Gesamtverantwortlichen der IT, in zehn Jahren noch geben wird, aber dies hängt auch von der Branche und der Unternehmensgrösse ab.
CW: Die digitale Transformation kann nur in der Wechselwirkung von IT und Business realisiert werden. Was gilt es, beim Zusammenspiel mit den Fachabteilungen zu beachten? Was kommt womöglich zu kurz?
Kleinsorg: Eine der bekannten Herausforderungen zwischen Business und IT bleibt auch im Zeitalter der Digitalisierung bestehen: die genaue Definition der «Requirements» und transparente Abbildung der Business-Prozesse. Ohne diese kann IT nicht an Modellen oder der Umsetzung zur Digitalisierung erfolgreich arbeiten. Wünschenswert wäre ebenfalls ein verbessertes Verständnis der Komplexität von IT wie beispielsweise notwendige Schnittstellen, Lizenzmodelle und «Support».
CW: Die Datenqualität und der Datenschutz sind auf der diesjährigen CIO-Agenda weit nach oben gerückt. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?
Kleinsorg: Es gibt viele Gründe für die grosse Bedeutung des Datenschutzes. Die durch die Medien gegebene Transparenz weltweit erfolgreicher «Hackerangriffe» auf Unternehmen, Behörden, aber auch Social-Media-Anbieter zeigt den hohen Bedarf an agilem Datenschutz im Unternehmen. Durch grös­sere Verfügbarkeit und Nutzung von Daten (Big Data) für Unternehmensentscheidungen ist die Verlässlichkeit und Aussagekraft der analysierten Daten von hoher Wichtigkeit.
CW: Welche Top-Themen bestimmen Ihre ICT-Agenda 2019?
Kleinsorg: Nachdem der Fokus von meinem Team und mir während den letzten 18 Monaten auf dem Transitionsprojekt der Swissport-IT lag, von einer dezentralen IT hin zur zentralen Infrastruktur Services (Data Center, Netzwerk, Helpdesk) in Zusammenarbeit mit Tata Consultancy Services, kommen nun die nächsten interessanten Herausforderungen auf uns zu. Im Rahmen unserer Digitalisierungsstrategie wollen wir unsere globale Applikationslandschaft reduzieren und vereinfachen. Hinzu kommt die Einführung eines globalen Managed Workplaces für mehr als 20 000 IT-Nutzer weltweit und die gleichzeitige Umstellung auf Windows 10. Im Bereich Big Data arbeiten wir an der Transformation eines dezentralen Data Managements zu einer zentralen Lösung auf Basis von «Kafka Data Bus/Lake» mit der gleichzeitig stattfindenden Vereinheitlichung aller Schnittstellen.



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