04.06.2009, 23:01 Uhr

Visual Studio 2010 - Beta 1 - der erste Eindruck

Der Nachfolger von Visual Studio 2008 nimmt Konturen an. Mitte Mai wurde endlich die von vielen Entwicklern langerwarte Beta 1 freigegeben. Bislang gab es lediglich eine frühe CTP, die anlässlich der PDC im Oktober letzten Jahres freigegeben wurde.
Die spektakulärste Neuerung ist sicherlich, dass die kommende IDE auf der Windows Presentation Foundation (WPF) basieren wird. Dies ist insofern bemerkenswert, dass dies nach Expression Blend erst die zweite größere Anwendung bei Microsoft ist, die auf dem neuen GUI-Framework basiert. Bei der Beta 1 wird davon aber noch nicht allzu viel deutlich. Nach einem modern wirkenden Auswahldialog für Projekte geht es eher konventionell weiter. Lediglich beim Code-Editor wird deutlich, welche Vorteile eine auf Vektorgrafik basierende Grafikschnittstelle auch für das profane Eintippen von Quellcode geben kann. Der Text lässt sich beliebig in der Größe skalieren. Wird eine Variablendefinition markiert, werden alle Stellen im Quelltext hervorgehoben, an denen die Variable vorkommt.Bis zur finalen Version werden die grafischen Verbesserungen mit Sicherheit zunehmen, denn welche Möglichkeiten ein auf WPF basierender Quellcode-Editor z.B. für das Einblenden von Fehlerinformationen und anderen Metadaten bietet wurde bereits auf der PDC im letzten November gezeigt. Ansonsten muss man bei der Beta 1 sehr genau hinsehen, um WPF-typische Elemente zu erkennen. Auch bei der Projektauswahl bewegt sich alles im vertrauten Bahnen. Es ist keine Überraschung, dass Vorlagen für Silverlight und SharePoint endlich fester Bestandteil der IDE sind. Auch die Vorlagen für die neue Programmiersprache F#, das als dritte bzw. vierte offizielle Microsoft-Sprache in Visual Studio Einzug hält wurde bereits im Vorfeld angekündigt. Abbildung 1: Visual Studio 2010 basiert auf der WPF - bei der Beta 1 ist davon noch nicht allzu viel zu sehen .NET Framework 4.0Erstmals seit .NET 2.0 und VS 2005 wird eine neue Version des .NET Frameworks auch von einer neuen Version der CLR begleitet. Die CLR 4.0 bietet eine Reihe eher kleinerer Verbesserungen in verschiedenen Bereichen, die unter [1] zusammengestellt sind, und von denen die meisten vermutlich von der Mehrheit der Entwickler nicht sofort bemerken werden dürfte. Der Verzicht auf Security Policies bei Code Access Security (CAS) war schon länger im Gespräch, bei der Beta 1 gibt es zu mindestens keinen maschinenweiten Policies mehr, was vermutlich keine allzu großen Auswirkungen haben dürfte. Ein indirekter Nachfolger sind die Windows Software Restriction Policies (SRP), die sich auch um den noch mehrheitlich eingesetzten Unmanaged Code kümmern [2]. Parallelverarbeitung - der neue Standard?Die sicher spektakulärste Neuerung ist die in die CLR integrierte Unterstützung für Multi-Core- und Multi-CPU-Systeme, die es Anwendungen erlaubt, parallel auszuführen. Den Entwicklern stehen sowohl auf der Ebene von C# 4.0 und VB 10 als auch auf der .NET-Klassenbibliothek (insbesondere bei LINQ) entsprechende Sprachelemente und Erweiterungsmethoden zur Verfügung , mit deren Hilfe sich Methoden sehr einfach parallelisieren lassen. Wer mehr Kontrolle und eine feinere Granularität benötigt, erhält diese durch die Klassen im neuen Namespace System.Threading.Tasks. Im Mittelpunkt steht hier die Task-Klasse, die einen asynchronen Vorgang repräsentiert.Mit .NET 4.0 wird die Windows Presentation Foundation (WPF) inoffiziell nur neuen "GUI-API" des .NET Frameworks gekürt. Nicht nur, dass im Rahmen von Windows 7 die ersten WPF-Anwendungen auftauchen, WPF 4.0 wurde an vielen Ecken geschliffen und optimiert. Dies reicht von Performance-Verbesserungen über neue Steuerelemente (u.a. ein bislang schmerzlich vermisstes DataGrid). Die Unterstützung der Datenbindung im Rahmen des verbesserten Cider-Editors für WPF wird WPF endlich auf für typische Line of Business-Anwendungen attraktiv machen und dafür sorgen, dass Entwickler die Entscheidung zugunsten von WPF deutlich leichter fallen wird als in der Vergangenheit. Mit den Möglichkeiten von Expression Blend, das bekanntlich bereits in der dritten Version vorliegt, wird sic h der WPF-Editor auch in Zukunft nicht messen lassen können, was aber auch nicht beabsichtigt sein dürfte. C# 4.0, VB 10 und F#Die wichtigsten Neuerungen von C# 4.0 und VB 10 können Sie in zwei separaten DeveloperWorld-Artikeln nachlesen ([3] und [4]). Mit F# wurde die bislang traute Zweisamkeit zweier Sprachen, die nach den Plänen von Anders Hejlsberg in Zukunft synchron weiterentwickelt werden sollen ([5]), mit F# um eine dritte Managed Sprache ergänzt, die als streng funktionale Sprache mit einer gewissen Ähnlichkeit zu C# vermutlich für jene Kategorien von Anwendungen die beste Wahl sein, die im Moment eher eine Nische ausfüllen: Anwendungen, die parallel ausgeführt werden, oder bei denen asynchrone Prozesse eine zentrale Rolle spielen. Absichten, C# und F# eines Tages zu verschmelzen können gibt es nicht und es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass dies eines Tages passieren wird, da dazu beide Sprachkonzepte zu verschieden sind. Nicht vergessen werden darf natürlich C++, das nach wie vor wichtigste Mitglied der Sprachenfamilie bei Microsoft, das in der kommenden Version 10.0 zusammen mit seiner Klassenbibliothek MFC erneut in vielen Bereichen verbessert wurde. Abbildung 2: Für Projekte steht auch die .NET 4.0-Laufzeit zur Verfügung Neuerungen beim DeploymentDas Multitarget-Funktion wurde natürlich um .NET 4.0 erweitert, so dass für das Deployment insgesamt vier Laufzeitversionen zur Auswahl stehen. Das Windows Installer XML-Tool (WiX), das noch in der ersten CTP dabei war, wird den neusten Gerüchten zu Folge leider nicht Teil der finalen Visual Studio-Version sein, sondern sein Dasein noch bis zur übernächsten Version als Geheimtipp fristen. Zur Erinnerung: Mit Hilfe von WiX lassen sich Msi-Installationspakete über XML-Konfigurationsdateien erstellen. Ganz nebenbei war es das erste offizielle Open Source-Projekt bei Microsoft. In Arbeit befindet sich die bereits die Version 3.0, die bei SourceForge (!) als Download zur Verfügung steht [6].Vertraut und gleichzeitig modernAuf die Entwickler kommt mit dem Gespann von VS 2010 und .NET 4.0 einiges zu. Weniger, aufgrund der eher sparsam dosierten Neuerungen in der IDE, beim .NET Framework und den neuen Versionen von C# und VB.NET, sondern weil mit Parallel Computing, Dynamic Language Runtime und WPF gleich drei "Paradigmenwechsel" anstehen, die die Art und Weise wie Desktop- als auch Webanwendungen in den nächsten Jahren entwickelt werden, sehr stark beeinflussen werden. Kein Wunder, dass Microsoft vor kurzem bereits eine erste Vorabversion eines Trainingkits für Visual Studio 2010 und das .NET Framework 4.0 freigegeben hat, das vor allem zahlreiche Beispiele enthält [7].Die Beta 1 von VS 2010 eher vertraut als radikal neu. Viele der durch die Umstellung auf WPF bedingten Neuerungen sind etwas versteckt, da sie sich z.B. auf den Code-Editor beziehen, oder noch nicht Teil der Beta 1. Microsoft weist darauf hin, dass es mit der Beta 1 in erster Linie darum geht, die wichtigsten der geplanten Neuerungen vorzustellen. Die Performance spielt zu diesem frühen Zeitpunkt noch keine Rolle. Einen offiziellen Fahrplan für die Fertigstellung gibt es nicht. Wie sooft lautet das inoffizielle Motto "We ship when it"s ready". Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird dies aber nicht mehr 2009 sein. Links[1] http://msdn.microsoft.com/de-de/library/dd409230(en-us,VS.100).aspx#common_language_runtime_clr[2] http://msdn.microsoft.com/de-de/library/dd233103(en-us,VS.100).aspx[3] http://www.computerworld.ch/aktuell/developerworld/47644/index.html[4] http://www.computerworld.ch/aktuell/developerworld/47202/index.html[5] http://channel9.msdn.com/posts/Charles/Luca-Bolognese-C-and-VBNET-Co-Evolution-The-Twain-Shall-Meet[6] http://wix.sourceforge.net[7] http://www.microsoft.com/downloads/details.aspx?FamilyID=752cb725-969b-4732-a383-ed5740f02e93&DisplayLang=enPeter Monadiemi


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