Hier investiert die Schweiz in die IT-Zukunft

Vorbild und Platzhirsch Amazon

Was Airbnb für die Hotellerie ist, ist Amazon für den Detailhandel. Die Schweizer Unternehmen stellen sich den He­rausforderungen durch den weltweit grössten Versender, indem sie sich ihn als Vorbild nehmen. Der Kioskbetreiber Valora will beispielsweise das Konzept von «Amazon Go» in mehreren Varianten in der Schweiz testen. Im Laufe dieses Jahres soll erstens «avec box» lanciert werden. Dort werden die Konsumenten via App in den Laden einchecken, die gewünschten Produkte aus dem Regal nehmen, die Barcodes scannen und den Laden wieder verlassen können. In der zweitens geplanten «k kiosk box» entfällt das Scannen der Produkte auch noch, was den Einkaufsprozess noch einmal beschleunigen soll. Mit den beiden Konzepten will Valora nicht hauptsächlich Personal sparen, sondern sein Portfolio vergrössern. So sind für beide Ladenkonzepte Standorte vorgesehen, an denen es bislang kein oder nur ein sehr geringes Convenience-Angebot gibt. Weiter spekuliert der Detailhändler darauf, zumindest die kassenlose «k kiosk box» während 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche offen lassen zu können – wenn dies der Gesetz­geber und die Vermieter gestatten.
Valora präsentiert mit der «avec box» sein kassenloses Ladenkonzept
Quelle: Valora
Während Coops Siroop-Projekt vor gut einem Jahr damit scheiterte, eine Konkurrenz zum Weltmarktführer zu etablieren, strebt die Migros genau das an. Die Tochterfirma Digitec Galaxus nimmt sich Amazons Hauptseite zum Vorbild. Dafür wurde ein internationales Versandzentrum in Grenznähe aufgebaut, der Markteintritt in Deutschland mit einem eigenen Verteilzentrum gewagt und das einheimische Sortiment massiv hochgefahren. Unter anderem Designermöbel von Teo Jakob, Luxuswaren von Globus, Medien von Ex Libris, Mode von Bestseller und Metro Boutique, Schuhe von Vögele Shoes, Sportartikel von Ochsner Sport und Taurus, Wein von Baur au Lac Vins sowie nicht zuletzt das gesamte Non-Food-Angebot der Migros sind neu via Galaxus bestellbar. Der Konzern erzielt zwar mit einem Gesamtumsatz von 992 Millionen Franken eine neue Rekordmarke. Im Plus von 15 Prozent spiegelt sich jedoch das massiv grössere Sortiment nicht wider. Immerhin: Platzhirsch Amazon wuchs im gleichen Zeitraum im Online-Handelsgeschäft auch «nur» um 15 Prozent.



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