Interview HPs Adrian Müller 01.07.2020, 06:53 Uhr

«Home Office macht das Business persönlicher»

Während der Corona-Pandemie musste der Schweizer PC-Marktführer HP neue Wege gehen. Landeschef Adrian Müller berichtet von Katzen im Team-Meeting, dem Premiummarkt Schweiz und Chancen des 3D-Drucks.
Adrian Müller verantwortet seit fast fünf Jahren die Geschäfte von HP Schweiz
(Quelle: Samuel Trümpy)
Längere Lieferzeiten für Hardware gehören während der Corona-Pandemie zum Alltag des PC-Marktführers HP. Die Schweizer Kunden sind allerdings auch anspruchsvoll, weiss Landesgeschäftsführer Adrian Müller. Im Interview berichtet er, wie sein Unternehmen den «Lockdown» gemeistert hat, welche Besonderheiten den Schweizer PC- und Printing-Markt auszeichnen sowie warum der 3D-Druck eine grosse Chance für die Schweiz bedeutet.
Computerworld: Wie ging HP Schweiz mit der Krisensituation um?
Adrian Müller: Ich würde sagen: professionell. Als globales Unternehmen hat HP für solche Fälle Business-Continuity-Pläne und in jedem Land ein Krisenteam. Dieses Team haben wir auch in der Schweiz aktiviert. Unter meiner Leitung haben wir zum Schutz unserer Mitarbeiter sehr früh die «Work from Home»-Regel umgesetzt und die Büros geschlossen. Das hat sehr gut funktioniert. Das Home Office ist bei HP ein wesentlicher Bestandteil der Firmen-DNA. Alle HP-Mitarbeiter sind für das mobile Arbeiten ausgerüstet. Um die Motivation hochzuhalten, organisierten wir zum Beispiel virtuelle Freitags-Apéros. Zudem sind die Kollegen, bei denen ein direkter Kundenkontakt unumgänglich ist, etwa unsere Servicetechniker, zusätzlich geschult und mit der nötigen Schutzkleidung ausgestattet.
CW: Können Sie bitte einen typischen Arbeitstag während des «Lockdowns» kurz beschreiben?
Müller: Es ist schon eine Umstellung, dass Meetings – ganz gleich ob intern oder extern – nur noch virtuell stattfinden. Spannend finde ich, dass Gespräche mit Kunden und Partnern oft einen viel persönlicheren Charakter erhalten. Denn die Videokonferenz aus dem Home Office ist schon grundverschieden von «normalen» Meetings. Eine Situation, die in besonderem Masse verbindet.
Auch unsere Mitarbeiter rücken virtuell zusammen. Zusätzliche Aufgaben wie die Betreuung der Kinder und Home Schooling fordern sie zusätzlich. Bei HP versuchen wir, flexibel darauf zu reagieren und den Kollegen nötige Freiheiten einzuräumen. Dabei nutzen wir mehr denn je die Videofunktion. Da ist es schon amüsant zu sehen, wenn plötzlich Kinder oder Haustiere durchs Bild laufen.
CW: HP hatte traditionell eine spezielle Firmenkultur. Ist sie noch vorhanden? Wie zeichnet sie sich aus?
Müller: Ich bin vor 17 Jahren bei HP Schweiz gestartet und lernte diese neue Firmenkultur kennen. Schon 2003 gab es offene Bürotüren, jeder wurde geduzt und jedermann – vom Chef bis zum Praktikanten – war jederzeit ansprechbar. Es gibt eine grosse Transparenz. Die Mitarbeiter werden in viele geschäftliche Details eingebunden. Das steigert das Engagement, wenn die Hintergründe verstanden sind. Umgekehrt fordern wir die Transparenz von jedem Mitarbeiter – beispielsweise in den Projekten. Was ich noch heute erlebe, ist der «HP Way», den unsere Gründer Bill Hewlett und Dave Packard vorgelebt haben. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir diese Kultur noch heute in der Schweiz, der ersten Niederlassung des Konzerns ausserhalb der USA, fortführen.
“Jeder Auszubildende kann Kritik äussern – darf aber gern auch loben„
Adrian Müller
CW: Wie pflegen Sie die Firmenkultur?
Müller: Ein einfaches Beispiel: Mein Schreibtisch unterscheidet sich nicht vom Pult unserer Auszubildenden. Alle Kollegen können jederzeit auf mich oder andere Kader zukommen mit Vorschlägen, Fragen oder Kritik. Gerne auch mit Lob. Diese offene Kultur kann verordnet werden, wie es heute die meisten Firmen tun. Ich pflege die Firmenkultur, indem ich sie selbst als Führungskraft vorlebe. Das ist für mich der Unterschied bei HP. Ich höre mir die Meinung jedes Mitarbeiters an. Auch ein Auszubildender kann offen sagen, wenn er meint, dass etwas schiefläuft. Wichtig ist, die Hinweise ernst zu nehmen und dann zu reagieren.
Selbstverständlich haben wir klare Geschäftsziele und eine weltweite Strategie, die auch in der Schweiz gilt. Aber wir haben die Freiheit, dies im lokalen Markt entsprechend der lokalen Kultur umzusetzen. Enrique Lores, unser CEO, ist beispielsweise 34 Jahre im Unternehmen. Auch er hat ein starkes Augenmerk darauf, dass diese Kultur weiterlebt.
CW: Sie erwähnten es: Schweiz war die erste Niederlassung von HP überhaupt. Haben Sie einen Sonderstatus?
Müller: Es gibt viele internationale Mitarbeiter, die in der Schweiz tätig sind. Von Meyrin GE aus werden weiterhin die europäischen Geschäfte von HP gesteuert. Da gibt es natürlich eine enge Verbindung zum Headquarter in den USA.



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