Neue Ansätze sind gefragt 06.03.2019, 14:30 Uhr

Gute Software – der Gradmesser für Erfolg

Traditionelle Entwicklungsmethoden stossen in Zeiten der Digitalisierung an ihre Grenzen. Alternative Ansätze wie DevOps oder PaaS können Abhilfe schaffen und gehören deshalb auf die Agenda aller Entwickler.
Wer auf traditionellen Methoden der Applikationsentwicklung beharrt, riskiert womöglich seine eigene Wettbewerbsfähigkeit
(Quelle: Shutterstock / whiteMocca)
Ohne passende Software ist heute in den allermeisten Firmen der Einkauf, die Produktentwicklung, die Produktion, der Verkauf und die Kundenbetreuung nicht möglich. Mehr noch: Software wird für Firmen sämtlicher Branchen immer stärker zum bestimmenden Faktor im Wettbewerb – insbesondere mit Blick auf Time-to-Market und Agilität. Entwickler tragen somit gleichermassen wie die Verantwortlichen im IT-Betrieb mit stabil laufenden Systemen zur Wertschöpfung bei.
Mit den herkömmlichen Methoden der Software-Entwicklung und -Auslieferung kann die digitale Transformation jedoch nur unzureichend unterstützt werden. Trotzdem dominieren in der Praxis weiterhin die klassischen, stark strukturierten und in sich geschlossenen Vorgehensweisen. Sie bremsen die Forderungen der Fachbereiche nach Agilität, Schnelligkeit und Flexibilität bei der Software-Bereitstellung aus. Dies bringt erhebliche Risiken für die Wett­bewerbsfähigkeit von Unternehmen mit sich. Mittlerweile stehen jedoch verschiedene Tools zur Verfügung, um da­gegen anzukämpfen. Aus Sicht von IDC gehören DevOps, DevSecOps, PaaS, die Modernisierung von Altanwendungen, Software-defined Infastructure sowie No-Code/Low-Code im gerade begonnenen Jahr auf die Agenda aller Entwickler.

DevOps

DevOps bezeichnet eine abgestimmte Vorgehensweise und ein Set von Methoden, das unterschiedliche Ressourcen aus Business, Entwicklung, Testing, Deployment und Betrieb zu einem Team vereint. Gemeinsam werden Lösungen entwickelt, betrieben und modernisiert. Erklärtes Ziel davon ist eine höhere Automatisierung und bessere Integration der einzelnen Schritte von der Entwicklung bis zur Software-Auslieferung und dem Software-Betrieb. Dabei geht es jedoch weniger um neue Tools, sondern vielmehr darum, neue Prozesse sowie einen Blick auf die bisherigen Vorgehensweisen zu erhalten. Deshalb verlangt DevOps ganz klar eine Änderung der Kultur. Für IT-Organisationen mit ihren oftmals starren und strukturierten Vorgehensweisen kann das eine grosse Herausforderung darstellen. DevOps ist allerdings kein neues Thema und der Nutzungsgrad marginal.

DevSecOps

Vor dem Hintergrund wachsender Cyberkriminalität ist es unabdingbar, Security-Überlegungen in Anwendungsentwicklung, Testing und Deployment stärker zu integrieren – und zwar von Anfang an. Mit DevSecOps etabliert sich hierfür gerade ein Begriff, der alle am Prozess Beteiligten für das Thema Security sensibilisieren und Sicherheit über die gesamte Prozesskette ermöglichen soll. Mit Blick auf die Security stellt IDC noch erheblichen Handlungsbedarf fest. Hier müssen die Organisationen rasch nachbessern, denn sie werden nur dann in der Lage sein, sichere Software zu entwickeln und zu betreiben, wenn auch ihre Toolchain sicher ist. Das Definieren von KPIs, das Überprüfen aller Prozessschritte und der Sicherheitsarchitektur sind erste Schritte in Richtung DevSecOps.

PaaS

Das Toolset für Software-Entwicklung, Testing und Deployment ist ebenso vielfältig wie fragmentiert. Platform-as-a-Service-Dienste stellen aktuell erforderliche Lösungen zur Verfügung. Moderne Entwicklungsumgebungen lassen Freiheiten bei der Wahl der Tools, Sprachen, Frameworks und Datenbanken. Hier haben sich vorrangig Open-Source-Tools etabliert. Entwickler können also das nutzen, was sie gut kennen, und sofort loslegen – ohne zusätzlichen Trainingsaufwand. Standards sowie offene Schnittstellen garantieren das «Zusammenspiel» zwischen verschiedenen Lösungen sowie Lösungsbausteinen und vereinfachen somit ihre Integration. Ebenso wichtig wie die passenden Tools sind die Ressourcen. Die Systemumgebung sollte sich dynamisch nach den Erfordernissen in Entwicklung und Testing anpassen lassen. Aufeinander abgestimmte Tools unterstützen zudem die Automatisierung von Entwicklung und Testing, verringern den Zeitaufwand und verbessern die Qualität des Testens, beispielsweise beim Testen mobiler Apps und unterschiedlicher Endgeräte sowie Release-Stände.

Modernisierung von Altanwendungen

In den meisten Unternehmen ist ein Nebeneinander von Non-Cloud-Anwendungen, Cloud-fähigen- und Cloud-nativen Anwendungen anzutreffen. Non-Cloud-Applikatio­nen bilden mit einem Anteil von etwa 40 Prozent nach wie vor den grössten Anteil. Wir sehen auch bei Schweizer Unternehmen grosse Anstrengungen, diese Zahl zu verringern. DevOps und Cloud-fähige respektive Cloud-native Anwendungen ermöglichen den IT-Abteilungen das Erreichen der gesteckten Ziele – also höhere Produktivität, bessere Qualität, Schnelligkeit und höhere Agilität. Das hat eine verbesserte Unterstützung der Fachabteilungen und letztlich zufriedenere Kunden zur Folge.

Low- und No-Code

Low-Code- und No-Code-Anwendungen sowie -Plattformen werden für viele Firmen interessant und gewinnen deutlich an Aufmerksamkeit. Low Code wird zwar von manchen Entwicklern als Programmieren für Laien abgetan. Allerdings interessieren sich immer mehr grosse Unternehmen für das Konzept. Im Wesentlichen kann man Low Code und No Code als Antwort auf das engere Zusammenrücken von Business und IT ansehen. Wir prognostizieren, dass ein Fünftel aller Entwickler im Jahr 2024 Applikationen bauen werden, ohne dafür Code zu schreiben. Die Geschäftsbereiche bringen die Domain-Expertise sowie das Wissen über die Kunden ein, die IT steuert die Governance und das Management der Systeme bei. Das Ziehen klarer Grenzen und das Definieren präziser Rollen ist unabdingbar. So vermeiden Firmen, dass Verantwortlichkeiten unscharf und Prozesse nicht mehr steuerbar werden.

Software-Defined Infrastructure

Software-Entwicklung und IT-Betrieb benötigen moderne Ressourcen, die sicher, effizient, skalierbar und kostengünstig betrieben werden können. Hier fällt zwangsläufig das Schlagwort Software-defined Infrastructure (SDI). Eini­ge Unternehmen haben die Chancen von SDI erkannt, um das Business mit besseren IT-Ressourcen auszustatten. Die Voraussetzungen dafür haben die meisten IT-Organisationen mit Virtualisierungsprojekten bereits geschaffen. Nach Einschätzung von IDC setzen mehr als drei Viertel aller Firmen Virtualisierungslösungen für Server, Clients, Storage oder Netzwerke ein. Zugleich unterstützen moderne Architekturen das Entkoppeln von Diensten sowohl Hard- als auch Software-seitig. Auf diese Weise lassen sich Funktionalitäten modualisieren, dadurch steigen aber auch die Anforderungen an die Orchestrierung, das Management und das Tracking von Microservices.

Fazit

Die aktuellen Entwicklungen in der Informationstechnologie und bei Geschäftsmodellen erfordern von den Entwicklern nicht nur neues Wissen, sondern auch eine veränderte Unternehmenskultur. Die Veränderungen und Anpassungen werden dabei eher evolutionärer statt revolutionärer Natur sein. Eine umfassende Beschäftigung und ein radikales Umdenken sind aber erforderlich, denn Erfolg oder Misserfolg der Firma werden immer umfassender von der Zusammenarbeit sowohl innerhalb der IT-Organisation alsauch zwischen IT und Fachbereichen abhängen.
Swiss IT Conference 2019
Chancen und Herausforderungen des digitalen Zeitalters
Gemeinsam analysieren IDC und Computerworld seit mehr als zehn Jahren die Aktivitäten der Schweizer IT-Abteilungen. Die in dieser Ausprägung einzigartige Datenbasis macht Stimmungen und Haltungen im Schweizer ICT-Markt transparent. Mehr als 500 IT- und Fachentscheider haben sich regelmässig an der Umfrage beteiligt. Dies erlaubt, ein realistisches Bild der Befindlichkeiten und Anforderungen von Schweizer CIOs und IT-Departments zu zeichnen. Deren Aussagen werden in der Marktanalyse «Swiss IT 2019» dargestellt und bewertet.
Die Ergebnisse der Studie präsentieren IDC und Computerworld im Rahmen der Swiss IT Conference 2019 exklusiv am 13. März im Marriott Hotel in Zürich. Die­ser jährlich stattfindende Anlass, der sich einer hohen Resonanz bei IT-Entscheidungsträgern erfreut, bietet eine ausgezeichnete Plattform, sich über die wichtigsten Themen im Schweizer ICT-Markt zu informieren. Die Digitalisierung spielt hier nach wie vor eine gewichtige Rolle und prägt auch im Jahr 2019 die Diskus­sionen in den IT- und Fachabteilungen.

Matthias Zacher
Autor(in) Matthias Zacher



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