Einschätzung 01.06.2020, 06:00 Uhr

Corona verändert die IT-Welt

Die Corona-Krise hat massive Auswirkungen auf sämtliche Lebensbereiche. Aber auch die Wirtschaft wird sich dadurch deutlich verändern.
(Quelle: Angelina Bambina / shutterstock.com)
China, Italien, ganz Europa und die USA – die Corona-Pandemie hat die ganze Welt erfasst. Und wenn auch vieles noch unsicher ist, eines ist heute schon klar: Wirtschaft und IT können und werden nicht so weitermachen wie bisher.
China etwa hat als die allseits geschätzte «globale Werkbank» von Autoteilen oder Computerkomponenten in den letzten 20 Jahren einen schier beispiellosen Modernisierungsschub hingelegt – und glänzt längst auch mit wissenschaftlichen und technologischen Fähigkeiten. 5G, die nächste Stufe des Internets, ist zum Leidwesen der USA fast vollkommen von chinesischen Firmen wie Huawei dominiert. Über 350'000 chinesische Studenten sind allein an US-Universitäten imma­trikuliert, um möglichst viel von dem noch existierenden amerikanischen Vorsprung in der IT mitzubekommen.
Aber wenn ein Gigant wie China (zumindest vorübergehend) aus der Wertschöpfungskette herauszufallen droht, verschärft sich überall die Krise. Um gefährliche Abhängigkeiten zu verringern, braucht die globale Ökonomie künftig deshalb viele, viele regionale und lokale Unterzentren – und das wird nur mit und durch IT gehen.
Doch eröffnen sich auch Chancen für ganz neue Geschäftsmodelle. Check Point etwa informiert Unternehmen darüber, wie sie die Sicherheit im Homeoffice erhöhen können. Und Amazon, Microsoft & Co. wittern Chancen für von ihnen verwaltete «Outposts» ihrer jetzt schon übermächtigen Infrastruktur in den Rechenzentren von Unternehmen, also für die Ausdehnung der von ihnen gesteuerten Public Clouds. Das stellt ebenso wie das Smart Working neue Anforderungen an den Ausbau der Internetverbindungen. Aus dem Silicon Valley kommen schon erste Klagen, dass die Netze der Explosion der Homeoffices nicht gewachsen sind, was auch die Einführung von 5G beschleunigen wird.
Auch das bislang verschmähte, in Zeiten geschlossener Schulen und Universitäten aber notwendig gewordene Video Learning setzt eine ausreichende technische Ausstattung aller Beteiligten voraus. Gleiches gilt für die Online-Konferenzen zwischen den vielen Millionen, die plötzlich zum Homeworker geworden sind. Für Technik, die längst da gewesen ist, eröffnet sich jetzt ein breiter Markt.
Selbst die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs wird jetzt zwingend: China hat schon damit begonnen, in grossem Massstab Banknoten als (potenzielle) Virusträger aus dem Verkehr zu ziehen, sie zu desinfizieren oder ganz zu vernichten. Die Verhältnisse zwingen dazu, alles mit Karten zu bezahlen.
Und nicht zuletzt: Medizinische Forschung und Gesundheitswesen stehen unter dem Druck, mit Hilfe der IT längst fällige Modernisierungen in Angriff zu nehmen.
Mein vorläufiges Fazit der Corona-Krise aus Sicht der IT lautet also: Es gibt sehr viel zu tun. Aber wir schaffen das!



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