16.03.2006, 14:58 Uhr

Bergler verwalten Ozeanriesen

Material- und Wartungsbewirtschaftung lässt sich über Software von der Zürcher Mespas auch auf den Ozeanen zentral abwickeln. Um «offline» zu arbeiten, war ein neues Tool gefragt.
Im Herbst 2004 beschloss die Zürcher Softwareschmiede Mespasihr bestehendes Einkaufsprogramm für Motorenersatzteile in der Schifffahrt weiter auszubauen. Bestand bisher eine Java-basierte Handelsplattform mit einem Client für die Schiffseigner und einem für die Anbieter von Motoren und Ersatzteilen, sollte nun ein Java-Client für die Schiffe auf hoher See angeboten werden. Darüber sollte der Betrieb der Applikation auch offline, also ohne Datenverbindung möglich sein.
Für die Weiterentwicklung musste Mespas neue Java-Entwickler suchen, «weil die bisherige Lieferantin den beabsichtigten Ausbau der bestehenden Software nicht mehr zu ihrer Kernkompetenz rechnete», wie Daniel Gsponer, Projektleiter bei Mespas erklärt. «Unsere Wahl fiel auf die Schweizer Javaspezialistin Ergon, weil dort unsere Ansprüche und Ziele schnell verstanden wurden», begründet er den Entscheid. Bei der Projektevaluation, so Gsponer weiter, waren zuvor aus strategischen Gründen indische und beim Abwägen des Preis- Leistungsverhältnisses andere lokale Java-Entwickler ausgeschieden.
Mespas hatte ihre Ziele, die mit der neuen Software erreicht werden sollten, in drei Punkten klar definiert: Vereinfachung der Wartungsarbeiten auf dem Schiff, einfache Dokumentation der erledigten Arbeiten und wartungsloser, einfacher Betrieb der verschiedenen Clients. Das Software-Modul musste zudem im vorgegebenen Budgetrahmen realisiert werden. Das Projekt wurde nach den üblichen Regeln der Softwareentwicklung abgewickelt. Gsponer: «Wir nahmen wöchentlich bei Ergon am Projektmeeting teil, waren also immer über den aktuellen Stand informiert, und konnten unsere Vorschläge sofort einfliessen lassen». Die enge Zusammenarbeit habe sich gerade bei der grössten technischen Herausforderung bewährt. Es galt, eine Synchronisation der Systeme für die Offline-Schiffsversion zu programmieren. Sowohl die Daten wie deren Struktur sollten über drahtlose Kommunikationskanäle wie GSM oder Satellit abgeglichen werden. Denn genau hierin hat Mespas ihren Konkurrenzvorteil erkannt, sagt Gsponer, weil die Synchronisation der zentralen Datenbank mit dem Schiff und umgekehrt bisher nicht üblich ist.
Wegen der teuren Satellitenkommunikation, wird der Datenabgleich einmal in der Woche über den seit Sommer 2005 vorliegenden Schiffs-Client in nur wenigen Minuten durchgeführt. Daten der Wartungsarbeiten und Teileabnutzung sowie Materialanforderungen gelangen bei der jeweiligen Synchronisation im XML-Format in die zentrale Datenbank und sind für die Reederei sofort und übersichtlich zugänglich, erklärt Gsponer. So haben die Beteiligten trotz erschwerter Erreichbarkeit der Schiffe und breit gestreuter Applikation jederzeit einen Überblick und die Kontrolle über alle Arbeiten an Bord. Die Reedereien können gegenüber Versicherungen und Aufsichtsbehörden die planmässige Wartung der Schiffe dokumentieren, sagt Gsponer. Das aus der engen Zusammenarbeit mit Ergon entstandene Modul sieht er bereits in Kraftwerken und Industrieanlagen im Einsatz.
Volker Richert



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