«Das Bankwesen ist ein digitales Geschäft»

Team-Player im Home Office

CW: Kommen wir noch zu Ihrer Person. Wie sehen Sie Ihre Rolle innerhalb der UBS-Organisation?
Dargan: Die Rolle des CIOs hat sich ganz wesentlich weiterentwickelt. Die IT ist seit Langem keine Back-Office-Lieferstelle mehr und es geht auch nicht um Technologie um der Technologie willen. Je länger, je mehr steht der Bankkunde im Zentrum der IT.
Für mich spielt die Frage, wie wir in Partnerschaft mit dem Business den Weg zum Kunden finden, eine grosse Rolle. Besonders in der momentanen Situation, in der jeder Tag neue Herausforderungen mit sich bringt. In meiner Rolle als CIO kann ich dafür sorgen, dass UBS sicher und widerstandsfähig ist. Und dass die Kunden weiterhin gute Geschäfte machen können.
CW: Sie führen Tausende Mitarbeiter. Wie bleiben Sie mit den vielen Leuten in Kontakt?
Dargan: Es ist mir ein Anliegen, mich mit meinen Mitarbeitern zu treffen – wenn ich zum Beispiel auf Reisen bin. Ich versuche auch auf digitalen Wegen, mit meinen Teams in Verbindung zu bleiben, veranstalte Townhalls, unterhalte einen Blog, treffe mich mit Mitarbeitern auf einen Kaffee. In der gegenwärtigen Situation habe ich noch zusätzliche Anstrengungen unternommen und so viele Leute wie möglich persönlich angerufen. Ich habe mich bewusst bemüht, die Organisation zu erreichen.
CW: Heute wird Ihr Arbeitstag völlig anders sein als an einem normalen Arbeitstag. Wie sieht Ihr Tag heute aus? Und: Was wäre ein normaler Arbeitstag?
Dargan: Mittlerweile habe ich schon fast vergessen, wie ein normaler Arbeitstag ablief.
Die Tage waren sicherlich sehr lang – aber so ging es vielen in der Firma. Typischerweise startet mein Tag früh am Morgen – bevor meine Familie erwacht. Dann arbeite ich die dringlichsten Themen ab und beantworte E-Mails. Wenn die Kinder aufgestanden sind, versuche ich, ihnen beim Frühstück Gesellschaft zu leisten. Die Tage sind geprägt von verschiedensten, schnellen Entwicklungen, auf die wir vonseiten der IT her eine Antwort finden müssen – zusammen mit vielen verschiedenen Schnittstellen. Wenn möglich, versuche ich, zur Nachtessenszeit wieder etwas Zeit mit meinen Kindern zu verbringen. Anschliessend gibt es dann noch kleinere Aufgaben, Gespräche mit dem Team oder den Business Stakeholdern. Generell bin ich aber sehr gut ausgelastet – auch ohne Corona-Mehrbelastung.
CW: Was war bisher der grösste «gefühlte» Erfolg und die grösste Enttäuschung als IT-Chef?
Dargan: Ehrlich gesagt, war ich nie zuvor so stolz auf mein Team wie jetzt. Ich bin beeindruckt, wie die Kollegen sichergestellt haben, dass das Geschäft weiterläuft in einer der grössten globalen Krisen überhaupt. UBS kann von sich selbst sagen, dass sie in den vergangenen Monaten noch stabiler geworden ist.
Zur Firma
UBS
entstand 1998 durch die Fusion der Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG) und dem Schweizerischen Bankverein (SBV). Die SBG hatte 1967 den ersten Bankomaten Kontinentaleuropas in Betrieb genommen und 1986 die erste elektronische Bankfiliale (in Zürich) eröffnet. UBS ist einer der weltweit grössten Vermögensverwalter mit verwalteten Vermögen in Höhe von 3,2 Billionen US-Dollar. Die Grossbank hat ihren Hauptsitz in Zürich und ist an allen wichtigen Finanzplätzen der Welt tätig. UBS beschäftigt weltweit über 68'000 Mitarbeiter, davon rund ein Drittel in der Schweiz. Im vergangenen Jahr erzielte UBS einen Umsatz von 28,9 Milliarden US-Dollar.



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